Wo steckt das Rumpelstilzchen?

Mit der Zeit wird mir bewusst, dass die drei narzisstischen Missbraucher Müller, König und Rumpelstilzchen die Tochter als junge Frau dazu zwingen, ihr wahres, intuitives Selbst zu verbergen und immer wieder in ihren Dienst zu stellen. Bis diese den missbrauchenden Anteil, das Rumpelstilzchen, erkennen, das an die Stelle ihrer selbstbewussten Begabung und Intuition getreten ist, bis sie es ausfindig machen, begreifen und benennen und dadurch verwandeln können.

Komplizierte Trauer

„Gerade ist es mal wieder schlimm“, sagt sie, „in der Arbeit kann ich funktionieren, zum Glück, da schalte ich irgendwie um, aber zu Hause ist alles sinnlos. Es fehlt der Halt, und alles kostet so viel Kraft. Und da ist niemand sonst (Katharina hat Eltern, die nicht gut mitfühlen können). Obwohl ich Freunde und Freundinnen habe, aber die fragen nicht mehr nach, wie es mir geht, so als müsste mein Trauer mal langsam vorbei sein.“ Mir fällt mein Leitfaden für dem Umgang mit Gefühlen ein, in dem es darum geht, woher man heftige Gefühle kennt und was damals – und damit auch heute – geholfen hätte.

Julia, das Selbstwertgefühl und das (nicht) ernst genommen werden

Das hört sich nach einem Gefühl der Ohnmacht an, nach Ärger, der nagt und wurmt und sich immer neu entfacht. Da ich die Erfahrung gemacht habe, dass hilfloser Ärger mit dem Selbstwertgefühl oder der eigenen verborgenen Unsicherheit zu tun hat, bitte ich Julia, den Satz zu ergänzen:
„Ich bin es nicht wert, dass…“

Sofort kommt die Ergänzung, „…dass ich ernst genommen werde!“
Auch beim Partner erlebe sie das immer wieder, sie bitte ihn um etwas, und es sei so, als hätte sie nichts gesagt, er mache weiter wie gewohnt. Wie sich das in ihr anfühle, in ihrem „Brustbauchraum?“ (ich mag dieses Wort).
„Wie ein Loch“, sagt Julia. Das habe einen Rand.

Alinas Depression, der Schrei und die innere Kraft

Als Alina heute vor mir sitzt, voller unausgesprochener Selbstvorwürfe und Hoffnungslosigkeit, ohne dass sie mir die Gelegenheit gibt, mit ihr wie sonst manchmal über irgendeinen Unsinn zu lachen, frage ich sie nach ihrem körperlichen Befinden hier und jetzt. Und um etwas in Bewegung zu bringen, fordere ich sie auf, sich auf die Spannungen in ihrem Körper zu fokussieren und die Augen dabei ein paar Mal hin und her zu bewegen. Während den Wiederholungen wandert nun die empfundene Spannung nach oben und setzt sich schließlich im Halsbereich fest.

Sie wolle diesen Kloß runterschlucken, sagt Alina. Oder halb runterschlucken und halb nach oben befördern. Als Alina davon spricht und wir beide nicht wissen, wie sie den Kloß loswird, kommt mir die Idee, mit ihr rauszugehen – gleich hinter dem Haus befindet sich eine Wiese am Waldrand –  und sie aufzufordern, das alles, was sie blockiert und bedrückt, rauszuschreien.

Ella, der Nebel und das geerbte Kriegstrauma

„Jetzt geht der Nebel zur Seite“, sagt sie, „Er ist jetzt rechts und links von mir, und vor mir ist ein Weg, weiter hinten ist es hell!“. Spätestens jetzt bin ich mir sicher, dass es nicht Ellas traumatische Erfahrung ist, die sich hier in der Imagination darstellt. Bevor ich etwas Weiterführendes sagen kann, platzt es aus ihr heraus: „Ich sehe meinen Vater!“ und nach einer Pause: „Was hat das denn mit dem zu tun?!“. „Entweder ist es Ihre Angst vor dem Vater oder es ist seine Angst“, sage ich. „Es ist die Angst meines Vaters, ganz sicher! Er war kriegstraumatisiert, er war Jahrgang 1933, er musste für die Eltern, die tagelang im Bunker verharrten, Essen besorgen, er hat oft über den Krieg gesprochen, wir wollten das oft nicht, er hat sich mit Alkohol betäubt und später viel über seine Kriegserlebnisse aufgeschrieben.“

Heike, die Panikattacken und die Suche nach den Ursachen

Als Heike die Therapie beginnt, hat sie ein klares Ziel: sie will ihre Panikattacken loswerden oder wenigstens besser damit umgehen können. Im Rückblick kommt mir der Therapieverlauf wie ein Krimi vor. Der Täter: unbekannt. Er schlägt aus dem Nichts zu und verursacht höchste Angstgefühle. Etwas Dunkles steigt dann von unten in Heike hoch, ihr Magen„Heike, die Panikattacken und die Suche nach den Ursachen“ weiterlesen

Kristin und die Befreiung von einem vernichtenden Seelenanteil

„Ich bin nirgends zu Hause“, fängt Kristin heute an und wirkt dabei niedergeschlagen. Sie falle immer wieder in schwarze Löcher, diesmal wohl auch deshalb, weil sie ihre Arbeit in der Zahnarztpraxis wegen Konflikten mit der Chefin gekündigt habe. Seitdem könne sie sich zu nichts mehr aufraffen, egal was sie sich vornehme. Es sei wie ein„Kristin und die Befreiung von einem vernichtenden Seelenanteil“ weiterlesen

Hautstörungen: Wenn man aus etwas raus will und nicht kann

Wenn uns notwendige Veränderungen nicht gelingen, kann es zu Hautstörungen kommen. Unsere Haut wandelt und erneuert sich ständig, bei einer Schuppenflechte passiert das in einem rasenden Tempo. Und das Jucken bei Ekzemen signalisiert: kratz‘ so lange, bis die Stelle offen ist, ich kann nicht anders, so als müsste etwas raus, und dennoch tritt meist keine„Hautstörungen: Wenn man aus etwas raus will und nicht kann“ weiterlesen

Lena, die Unsicherheit und die Burg als Schutz

„Immer diese Unsicherheit!“ Damit beginnt Lena heute die Stunde. „Diese Gedanken: Ist das richtig?  Darf ich das überhaupt entscheiden? Das nervt mich!“ Ich kenne diese Seite von Lena noch nicht und bin etwas erstaunt. Sie hat einen dominanten Vater, dem sie kaum etwas entgegensetzen kann. Ob sie dieser Unsicherheit ein Symbol zuordnen könne? „Der Kuschelhund,„Lena, die Unsicherheit und die Burg als Schutz“ weiterlesen

Eva und die Mütterlichkeit

Eine gute Mutter zu sein ist auch für mich manchmal ein innerer Konfliktstoff, da der Anspruch einerseits eine vertraute Seite von mir ist und andererseits steht er im Widerspruch zu meinem Wunsch nach Freiraum und Selbstverwirklichung, sodass es sich manchmal wie ein Riss in meinem Inneren anfühlt. Meine Patientin Eva erlebt einen solchen inneren KonfliktEva und die Mütterlichkeit weiterlesen