Hautstörungen: Wenn man aus etwas raus will und nicht kann

Wenn uns notwendige Veränderungen nicht gelingen, kann es zu Hautstörungen kommen. Unsere Haut wandelt und erneuert sich ständig, bei einer Schuppenflechte passiert das in einem rasenden Tempo. Und das Jucken bei Ekzemen signalisiert: kratz‘ so lange, bis die Stelle offen ist, ich kann nicht anders, so als müsste etwas raus, und dennoch tritt meist keine Erleichterung ein. Etwas ist nicht zum Aushalten und man möchte aus einer Situation raus, kann es aber nicht.

Irina lebt in einer schwierigen Partnerschaft und leidet unter dauerhaften Belastungen, sie steht ständig unter Druck. Es fällt ihr schwer zu äußern, wenn sie etwas stört, sie will nicht zur Last fallen und lieber selbst hilfreich sein. Immer wieder hat sie das Gefühl, allein, in einer Situation gefangen und wehrlos zu sein. Bei Irina gab es in der Kindheit und Jugend zahlreiche unerträgliche medizinische Behandlungen und Eingriffe, die sie wehrlos ertragen musste, die nicht verarbeitet werden konnten und getriggert werden können.

Es gibt viele Einflüsse auf den Ausbruch eines Ekzems, Ernährung, Klima, Licht usw., aber entscheidend sind die Belastungen, die sensible Menschen unter Druck setzen und sie hilflos machen. Den Zusammenhang zwischen Hautzustand und seelischen Faktoren hat man inzwischen nachgewiesen: seelischer Druck und Konflikte führen zu einer Störung der Immunzellen in der Haut, sodass verstärkt Entzündungssubstanzen ausgeschüttet werden.

Stress verursacht viele Beschwerden und Krankheiten, warum reagieren manche mit Hautsymptomen und andere nicht? Die Veranlagung spielt eine Rolle. Aber in der Therapie geht es darum herauszufinden, welche spezifischen Konflikte mit Hautstörungen zu tun haben.
Bei Irina wurden immer wieder Situationen aus der Kindheit, die mit heftigen Emotionen verbunden waren, reaktiviert, also unbewusst ausgelöst. Zum Beispiel, wenn sie sich schlecht behandelt fühlte oder das Thema Klinik oder Op in ihrem nahen Umfeld auftauchte. Sie hatte sowohl in ihrer Partnerschaft als auch im Job den dringenden Wunsch nach Veränderung, hatte aber das Gefühl, nichts verändern zu können. Und das Aushalten hatte irgendwann eine Grenze erreicht.

Irina kam zur Therapie wegen depressiven Verstimmungen, aber sie erkannte immer mehr, dass es einen Zusammenhang zwischen Problemsituationen und ihrer Hautreaktion gab. Ihre zentralen Fragen entfalteten sich nach und nach: „Was brauche ich (und nicht immer nur die anderen)?“ „Wie komme ich aus dem Druck raus?“, „Was kann ich tun, um die Situation zu verändern?“ Sie nahm endlich wahr, wann sie sich zurückstellte und enttäuscht zurückzog. Sie fühlte sich häufig alleingelassen und gefangen, so als hätte sie keine Wahl. „Selbstwirksamkeit“, ein recht neuer Begriff in der Psychotherapie, war ihr eher fremd.

Irina hörte immer häufiger auf, Überforderung und Druck auszuhalten und den „AUSDRUCK“ ihrer Haut als Signal zu verstehen für die Notwendigkeit, etwas zu verändern, etwas das sie einengte und plagte.  

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