Das Märchen vom Ritter
von Toni Prokrastinati
Es war einmal ein Ritter, der hatte schon viele Schlachten geschlagen in seinem Leben. Im Grunde wollte er immer für das Gute kämpfen und oft war ihm das auch gelungen.
Doch der Ritter fühlte sich müde und eingeengt, irgendwie fürchtete er, seine Kraft und Stärke zu verlieren. Und das machte ihn traurig und schwermütig.
Mit Wehmut dachte er an die Zeit zurück, als er noch mit seiner anmutigen Frau und seinen Kinder in seiner Burg glückliche Tage verlebt hatte.
Aber irgendwann hatte er den Weg zurück zu seiner Burg und seinen Lieben aus den Augen verloren und so saß er nun schwer atmend auf einem Fels und stützte sich auf sein Schwert.
Gleichsam federleicht, tänzelte da ein schillernd bunter Schmetterling heran und fragte den Ritter:
“Warum öffnest du deine Rüstung und dein Kettenhemd nicht ein wenig? Du wirst dann viel freier atmen können!”
Er befolgte den Rat und wirklich, ihm wurde sogleich leichter ums Herz – warum nur war er nicht selbst darauf gekommen?
Mit einem geheimnisvollen, tiefgründigen Blick voll wohlwollender Lebensweisheit entschwebte der schillernd bunte Schmetterling und ließ den verwunderten Ritter zurück.
Dieser sammelte sich und beschloss die Suche nach dem Weg zu seiner anmutigen Frau, seinen Kindern und seiner Burg wieder aufzunehmen.
Doch der Ritter stieß auf viele Hindernisse. Hohe Berge und tiefe Täler hemmten seine Schritte und er wusste oft nicht, welchen der verschiedenen Wege und Abzweigungen er nehmen sollte.
Und so stand er einmal vor einem Fluss und kam nicht weiter. Betrübt schaute er in das Wasser, als ihm plötzlich eine zierliche Nymphe entgegenblickte und sagte:
“Schau links, schau rechts, gar viele mal,
spür´ hin, was Herz und Seel´ Dir sagen –
und bald schon wirst Du den Aufbruch wagen!”
Mit einem geheimnisvollen, tiefgründigen Blick voll wohlwollender Lebensweisheit entschwand die zierliche Nymphe in den Fluten und ließ den verwunderten Ritter zurück.
Und tatsächlich, als er mehrmals flussaufwärts und -abwärts blickte, spannte sich in der Ferne eine Brücke über den Fluss und er ahnte, dass diese ihn seinem Ziel näher bringen würde.
Und so geschah es, dass der Ritter eines sonnigen Tages seine Burg wieder fand und erreichte.
Auf der blumenreichen Wiese davor erkannte er seine anmutige Frau inmitten der spielenden Kinder. Neben ihr stand eine elfengleiche Fee.
Alle winkten sie dem Ritter freudig zu.
Als der der Ritter näher kam, bemerkte er, dass sich die Fee und seine Frau mit einem verschmitzten Lächeln zuzwinkerten und fröhlich lachten.
Mit einem geheimnisvollen, tiefgründigen Blick voll wohlwollender Lebensweisheit entschwebte alsbald die anmutige Fee und ließ den nun glücklichen Ritter im Kreis seiner Lieben zurück.
Es wurde ein großes Fest gefeiert und der Ritter nahm sich vor, wenn er das nächste Mal ausziehen würde, würde er auf sein Herz und seine Seele hören und seine Burg nicht mehr aus den Augen verlieren…
Toni Prokastinati
Märchen und Therapiestunden –
diese Verbindung kriegt niemand besser hin als Kerstin Freitag!
Bin gespannt auf die nächste Geschichte….