Etwas wird im Body, in unserem Körper, verkörperlicht? Aber was, Gefühle, seelische Störungen, Denkmuster? Ja, das alles und noch mehr, zusammengefasst unter dem Begriff des “Selbst”. Es steht gerade hoch im Kurs, man hört und liest häufig von Selbstliebe und Selbstvertrauen. Das “Ich” sorgt dafür, dass wir funktionieren und unser Selbst braucht Liebe, Fürsorge, Abgrenzung und vor allem Wertschätzung, es ist das, was wir sind. Im Körper.
Aber was meint man denn nun genau, wenn man von dem Selbst spricht?
Im Selbst findet sich unsere Identität, unser Selbstbild, das, was wir über uns denken, wie wir uns positionieren, genauso wie unser Körpererleben und unsere Beziehungen zu anderen und zur Umwelt – unser Erleben.
Manches von unserem Selbst ist unbewusst und funktioniert einfach.
Unser Selbst kann aber auch reflektieren, nachdenken, sich, seine Umwelt und seine Beziehungen formen. Und außerdem sind da noch unsere Vorstellungen, innere Bilder und unsere Sinngebung.
Embodiment bedeutet also, dass unser Selbst “verkörperlicht” ist, dass das, was wir erleben, im Körper geschieht und über ihn erlebt wird.
Und wozu nun diese Psychosomatik 2.0? Weil man mit diesem Konzept Krankheiten im Zusammenhang mit unserem Erleben besser, einheitlicher, verstehen kann:
Mal ist der Körper ein Teil der Störung, dann ist beides krank, der Körper und das Selbst (z. B. bei chronischen Schmerzen oder Beschwerden ohne Befund),
mal drückt sich die Störung vorwiegend im Körper aus, sodass die seelische Störung manchmal in den Hintergrund tritt (Magersucht, Migräne, Traumafolgestörungen),
mal ist es der Körper, der quasi “handelt”, er macht uns Probleme (z. B. bei Angstanfälle oder Symptome von Depressionen),
oder er wird selbst zum Objekt (z. B. bei Selbstverletzungen).
(Nach “Allgemeine Psychosomatische Medizin – Verkörpertes Selbst im 21. Jh.” von Dr. Peter Henningsen)
Das Konzept von Embodiment anzuwenden heißt, dass das Selbst gesund werden muss, es als eins mit dem Körper verstanden wird, und dass der Körper unsere Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Fürsorge braucht.
Wenn wir eine Krankheitsdiagnose von außen bekommen, dann stimmt etwas für uns im Inneren und mit unserer Abgrenzung nicht, dann geht es darum, zu verstehen, was uns aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Und wie wir unsere Beziehung zu uns selbst, die Resonanz im Körper wieder ins Lot bringen.
Je nach Beschwerden brauchen wir dazu ein mitfühlendes, begleitendes Gegenüber, das uns hilft, uns im Körper wahrzunehmen und wie wir mit ihm in Beziehung sind, damit wir wieder im Körper und mit uns selbst eins sind, embodied.
Man lernt ja nie aus: nach „Embedding““ (Reporter, die mit Truppenteilen in die Schlacht ziehen, also quasi „eingebettet“ sind) und Empowerment (Stärkung, Aktivierung) jetzt also Embodiment.
Danke, Kerstin Freitag, dass ich den Begriff jetzt auch kennengelernt habe.
Nur brauchte ich dazu ein neues Wort?
Und sieht man das Selbst wirklich nirgendwo deutlicher als im Gesicht? Beim abgebildeten Selbstporträt von C.D. Friedrich sind dann doch Zweifel erlaubt. Mit seinem dichten Haupt- und zauseligen Backenbart ist kaum noch ein Gesicht zu erkennen. Sei’s drum: er hat sein Embodiment eben woanders embedded.
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Davon kann ich ein Lied singen……..!
Sehr schön, einfach, verständlich erklärt! Hoffentlich hält ein solcher Text manche davon ab, sofort zur Apotheke zu rennen! Vielleicht reflektiert manche erst einmal über ihre Seelenlage!